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Burg Brolio - Castello di Brolio |
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Burg Brolio |
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Die Burg Brolio, von deren antiker Struktur heute nur noch der Sockel übrig ist, ist von lombardischen (langobardischen) Ursprung. Ihr Name geht auf das lombardische Wort "Brolo" zurück, was soviel bedeutet wie "grüne umzäunte Fläche" oder "Obstgarten". Die strategische Lage der Burg spiegelt ihre militärische Bedeutung von der Zeit der Langobarden bis hin zum Zweiten Weltkrieg wieder, in dem sie fast völlig ausgebombt wurde. Die Burg Brolio liegt hoch oben auf einem Hügel in der Nähe von Gaiole in Chianti und somit im Herzen des florentinischen Territoriums der Chianti-Liga (Lega del Chianti), das sich aus den drei Teilen Radda, Castellina und Gaiole zusammensetzt. Obwohl man in der Ferne das nur ca. 20 km weiter liegende Siena ausmachen kann, spielte die Burg schon von jeher eine wichtige Rolle im florentinischen Verteidigungsnetzwerk - mit Ausnahme der sienesischen Belagerung nach der zweiten aragonischen Invasion des Chianti im Jahr 1472. Als Folge dieser Belagerung ordnete der Großherzog der Toskana, Cosimo I de Medici, nach der Rückgabe der Burg an die Florentiner im Jahr 1484 ihren Umbau an, um sicherzustellen, dass sie der neuen Dimension der Artillerie, der nun körniges Schießpulver zur Verfügung stand, trotzen konnte. Somit wurde Brolio als eine der ersten italienischen Festungen mit Bollwerken ausgestattet, die Kanonenkugeln abwehren konnten. Die Bollwerke sind verhältnismäßig primitiv und bilden ein ungleichmäßiges Fünfeck, das die früheren Strukturen in der aktuellen Erscheinungsform des 19 Jahrhunderts umschließt. Man nimmt an, dass die Bollwerke aus der Feder des Architekten Giuliano da Sangallo stammen. Heute können Besucher sie besichtigen, indem sie um sie herumlaufen. |
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Fürstliche Wohnungen von Brolio |
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Roter Backsteinbau im herrschaftlichen Stil des 19. Jhr. |
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Gärten der Burg Brolio |
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Die Burg Brolio findet zum ersten Mal im 10. Jahrhundert Erwähnung und alles deutet darauf hin, dass ein gewisser Marquis Boniface, Sohn eines Grafen Alberto, im Jahr 1009 der Burgherr und Herrscher der Region war. Im Jahr 1141 wurde die Burg Brolio zum Sitz der Ricasoli Firodolfi con Cacchiano, einer mächtigen Feudalfamilie und, wenn man von einer katastrophalen Phase, von 1963 bis 1993, in der sie Eigentum einer Gesellschaft war, absieht, befand sich die Burg durchgehend - bis heute - im Besitz der Nachkommen der Familie. Die Burg präsentiert in ihrer heutigen Form weitgehend den Stil der Neugotik. Dies verdankt sie dem Umbau im Jahr 1835, der im Auftrag von Bettino Ricasoli, dem berühmtesten Familienmitglied der Ricasolis, und unter der Leitung des Architekts Pietro Marchetti, durchgeführt wurde. In der neugotischen Burg befindet sich der Burgfried und die romanische Kapelle des San Jacopo. Ein weiterer Teil dieser romantischen Anlage sind die Gärten aus der Neurenaissance, die im 19. Jahrhundert von dem Botaniker Simone Ricasoli gestaltet wurden, aus dessen Feder auch der "romantische" oder auch "englische" Park stammt, von dem die Burg umgeben ist.
Die Bollwerke und Gärten können gratis besichtigt werden und als Zugabe erhält man noch einen atemberaubenden Blick über die Landschaft der Umgebung. Man kann die Burg auch im Rahmen eines kostenpflichtigen, historischen Rundgangs kennenlernen, wobei die Gärten und das Museum inklusive sind, oder an einer, ebenfalls kostenpflichtigen, Weintour mit Weinprobe teilnehmen. Die Wohnungen in der Burg sind nicht für die Öffentlichkeit zugänglich. Das Familienunternehmen der Ricasolis stellt weiterhin Wein her und somit ist die Burg von weitflächigen Weinbergen umgeben. |
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Kapelle des San Jacopo - Außenansich |
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Kapelle des San Jacopo - Innenansicht |
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Baron Bettino Ricasoli, der Eiserne Baron der Burg Brolio |
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Baron Bettino Ricasoli war einer der bemerkenswertesten Figuren der italienischen Vereinigung (Italienisch Risorgimento). Sein Privatleben sowie sein öffentliches Wirken waren geprägt von höchster Integrität und rigider Strenge, was ihm den Beinamen der Eiserne Baron einbrachte. Ricasoli wurde in Florenz geboren. Nachdem er im Alter von erst 18 Jahren zum Waisen wurde und ein schwer verschuldetes Anwesen erbte, erklärte ihn der Großherzog der Toskana mittels eines Sonderdekrets für mündig und übertrug ihm die Vormundschaft für seine jüngeren Brüder. Er brach sein Studium ab und zog sich auf die Burg Brolio zurück, wo es ihm gelang, die Schulden des Familienbesitzes in den Griff zu bekommen. Im Jahr 1847 gründete er das Magazin La Patria und richtete sich mit einer Mitteilung an den Großherzog, in der er Abhilfemaßnahmen für die problematische Situation des Anwesens vorschlug. Im Jahr 1848 wurde er zum Gonfaloniere von Florenz gewählt, trat jedoch aufgrund der antiliberalen Tendenzen des Großherzogs wieder zurück. Als toskanischer Innenminister trat er im Jahr 1859 für die Vereinigung der Toskana mit Piemont ein, zu der es schließlich am 12. März 1860 kam. Im Jahr 1861 wurde Ricasoli zum italienischen Abgeordneten gewählt und setzte sich bei der Wahl des Premierministers gegen Cavour durch. In seiner Funktion als Premierminister gliederte er die Freiwilligen der Garibaldiner in die reguläre Armee ein, hob das Exildekret gegen Mazzini auf und strebte eine Versöhnung mit dem Vatikan an, was jedoch an dem "Non Possumus" ("Wir können nicht") des Papstes scheiterte. Nach einem zweiten erfolglosen Versuch, das neu vereinigte Italien mit dem Pontifakt zu versöhnen, was dieses Mal von den Abgeordneten vereitelt wurde, legte Ricasoli im Jahr 1866 offiziell sein Amt nieder und zog sich auf die Burg Brolio zurück, wo er am 23. Oktober 1880 starb. |
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Baron Ricasoli von Burg Brolio |
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Baron Ricasoli war nicht nur ein leidenschaftlicher, wenn auch erfolgloser, Staatsmann, sondern auch ein experimentierfreudiger Agronom. Er brachte seine Erfahrungen ein, um den Menschen im Chianti nach der Reblausepidemie in den Weinbergen und dem weit verbreiteten Chaos sowie der Armut, beides Folgen des Risorgamento, mit praktischer Hilfe beizustehen und sie beim Wiederaufbau zu unterstützen. Vor Ricasoli galt Canaiolo als die dominante toskanische Rebsorte des Chianti-Weins, wobei auch die Sorten Sangiovese und Malvasia eine Rolle spielten. Mitte des 19. Jahrhunderts entwickelte Ricasoli eine Rezeptur für Chianti-Wein, die im Wesentlichen auf der Sorte Sangiovese basierte. Er empfahl 70% Sangiovese, 15% Canaiolo, 10% Malvasia (später änderte er dieses Rezept und nahm noch Trebbiano dazu) und 5% andere regionale, rote Varianten. Im Jahr 1967 führte die italienische Regierung die Ursprungsbezeichnung DOC (Denominazione di Origine Controllata) ein und etablierte die "Ricasoli-Rezeptur" einer Mischung auf Sangiovese-Basis mit 10-30% Malvasia und Trebbiano. Seit 1996 setzt sich das Rezept für Chianti-Wein und Chianti Classico-Wein aus 75-100% Sangiovese, bis zu Canaiolo und bis zu 20% einer anderen genehmigten, roten Traubenvariante, wie Cabernet Sauvignon, Merlot oder Syrah, zusammen. Seit 2006 ist die Verwendung von weißen Traubenvarianten, wie Malvasia und Trebbiano, im Chianti Classico-Gebiet verboten.
Anna Maria Baldini |
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