Die Entstehung der Burg in Vicchiomaggio geht auf die Zeit zwischen dem 9. und dem 10. Jahrhundert zurück. Da in den frühesten Dokumentationen ihrer Geschichte die Namen Littifredo, Imilda und Walfredo auftauchen, geht man davon aus, dass ihre Erbauer lombardischer Abstammung waren. Ende 860 kam es, vermutlich aufgrund der Tatsache, dass Vicchiomaggio wiederholt Plünderungen ausgesetzt war, zu einer immer weiter fortschreitenden Entvölkerung. In Schriften aus den 1320er Jahren wird schließlich von verlassenen Gebäuden und leeren Plätzen berichtet. Diese Entwicklung dürfte dafür verantwortlich gewesen sein, dass die Burg Ende des 13. Jahrhunderts in eine Villa umgewandelt wurde, die sich zuerst im Besitz der Familie Florentine Gherardini und später der Familie Scolari befand.
Dieser Periode werden auch der mit Zinnen versehene Wehrturm mit seinen kleinen Blendbögen sowie der Innenhof zugeordnet. Auf der einen Seite des Turms befinden sich einige Rundbögenfenster und eine Steinfassade, die sich aus bemerkenswert gleichmäßigen Bahnen aus regionalem Kalkstein (Alberese) zusammensetzt. Der obere Teil des Turms wurde komplett im neugotischen Stil umgebaut. Von den Außenmauern der Burg sind nur noch wenige Spuren zu sehen, da sie im Rahmen des Umbaus in die heutige Villa fast komplett von den Mauern des neuen Gebäudes umschlossen wurden.
Die Fensterkonsolen, die Quadersteine der Eingangstüren und die Ecksteine aus Pietra Serena stellen einen interessanten Kontrast zu der weißen Farbe der Fassade dar, was dem typischen Geschmack des 16. Jahrhunderts entspricht und der Gesamtstruktur große Eleganz verleiht.
Im Jahre 1964 kaufte Frederico Matta das Anwesen Vicchiomaggio. Matta, der ursprünglich aus Tonengo bei Asti in Piemont stammte, lebte in London, wo er sich in den frühen 1950er selbständig machte und zuerst französische und später italienische Weine für die Gastronomie importierte. Zu diesem Zeitpunkt befand sich das Anwesen in einem extrem schlechten Zustand und es bedurfte eines gründlichen Renovierungsprogramms, um Vicchiomaggio wieder zu einem der elitären Qualitätsweingüter des Chianti-Gebiets zu machen. Seit dem Jahr 1982 wird das Weingut von Fredericos Sohn John Matta und dessen Frau Paola betrieben und die Qualität der Vicchiomaggio-Weine nimmt seitdem konstant zu. In den Jahren 2002 und 2005 wurde John Matta anlässlich der Preisverleihung des Weinwettbewerbs "International Wine and Spirit Competition" als "Italian Winemaker of the Year" ausgezeichnet. Vicchiomaggio gilt als eines der Spitzenweingüter Italiens und im Jahr 2002 erhielt John Matta den Tasca d'Almerita-Preis für den "Best Italian Producer of the Year". Drei Jahre später folgte die IWSC 2005-Auszeichnung für den "Italian Wine Producer of the Year" und in dem gleichen Wettbewerb gewann der 2003 La Prima Chianti Classico Riserva die "Carpineto Trophy für den besten Sangiovese".
Vicchiomaggio bietet Weinproben und beherbergt ein ausgezeichnetes Restaurant. Das Weingut ist entweder mit dem Auto oder dem SITA-Bus bequem von Florenz oder Greve in Chianti aus zu erreichen.
Anna Maria Baldini |
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